Von Elisabeth Maier Mit Hula-Hoop-Reifen zaubert die Akrobatin Andrea Engler Lichterspiele auf die Bühne des Zirkuszelts am Schäferhauser See in Wendlingen. Geschmeidig bewegt sich die zierliche Varieté-Künstlerin zur fetzigen Musik. Und das Publikum staunt, wie sie die Reifen mit der Energie ihres wendigen Körpers bewegt. Ihr Temperament verblüfft. Solche Aha-Effekte gibt es zum Auftakt des 25. Zeltspektakels oft."Varieté: Spektation" heißt das Motto des Abends, der für die ehrenamtlichen Zeltspektakel-Organisatoren selbst eine Herausforderung war. Dabei präsentiert der hintergründig-humorvolle Moderator Desimo, der sich sogar in der Pause unters Publikum mischte, ein nicht ganz alltägliches Programm. Neben Andrea Engler, die dann im zweiten Teil mit ihrer betörend schönen Luftakrobatik-Nummer überzeugte, treten Pop-Jongleur Axel S. und der waghalsige Fahrrad-Akrobat BMX-Frank auf.Auf einem Tanzboden, der die Bühnentechnik im Vorfeld vor große Herausforderungen gestellt hatte, wirbelt Frank Wolf mit seinem Kunstrad vor und zurück. Mal stellt er sich auf den Lenker. Dann dreht er sich blitzschnell von einer Seite zur anderen. Die assoziative Techno-Musik für seine Auftritte mischt der junge Kleinkünstler im eigenen Tonstudio selbst. Wild wie ein DJ mischt er Töne und Klangfetzen. Das passt hervorragend zu seiner körperbetonten Show, die in Wendlingen großen Applaus erntet. Schnell und wendig wie ein Hip-Hopper bewegt er sich auf dem Fahrrad, kämpft gegen die technischen Grenzen des Velos an. Dazu präsentiert das Technik-Team des Zeltspektakels eine dynamische Light-Show. An den Grenzen der Schwerkraft Als Pop-Star unter den Jongleuren wird Axel S. in der Kleinkunstszene gehandelt. Mit seinen Diabolos überwindet er auch in Wendlingen spielend die Grenzen der Schwerkraft. Die roten Rollen, die er an einem Seil mit Stäben bewegt, fliegen nur so durch die Luft. Wer Jonglage für eine etwas altmodische, angestaubte Form im Varieté hält, sieht sich schnell eines Besseren belehrt. Axel S. nutzt den ganzen Bühnenraum aus, spielt mit Lichteffekten und bewegt sich dabei virtuos zur Musik. Das hat etwas Atemberaubendes. Wortkunst nimmt in dem eigens für das Wendlinger Zeltspektakel zusammengestellten Show breiten Raum ein. Desimo, der sich selbst mit nicht immer ganz ernst gemeinten Zaubertricks ins Rampenlicht spielt, raubt den Zuschauern dabei so manche Illusion. Blitzschnell zückt er die Schere und zeigt den Zuschauern, wie ein Seil erst zerschnitten und dann wieder zusammengeflickt werden kann. Ganz lässt sich der Magier dann aber doch nicht in die Karten blicken. Am Ende staunt das Publikum doch über seine virtuosen Zaubertricks. Von Heinz Erhardts tapsigen Wortspielen lässt sich Sebastian Krämer inspirieren. Am Klavier denkt der wunderbar hintergründige Kabarettist darüber nach, wie er mal eben im Vorbeigehen einen Drachen töten kann. Dabei träumt sich der Mann mit dem Konfirmandenanzug und dem Schlafzimmerblick in eine neue Identität hinein. Im Zirkuszelt setzt der musikalische Künstler leise, poetische Akzente im turbulenten Varieté-Spektakel. Obwohl nur 400 Besucherinnen und Besucher den Weg zur Varieté-Premiere des Zeltspektakels fanden, waren die Macher mit dem Abend sehr zufrieden. "Die Leute, die da waren, haben es sehr genossen", hat Gerda Flohr nach der Vorstellung erfahren. Viele seien überrascht gewesen, wie gut die Abfolge der Nummern klappte. Aufs Zeltdach geklettert Die technischen Hürden nahm das Bühnen-Team um Michael Pukrop spielend. Der Festivalmacher, der seit dem ersten Zeltspektakel mit von der Partie ist, hatte besonderes Lampenfieber vor Andrea Englers Luftakrobatik-Nummer. Die bewegliche Künstlerin war selbst aufs Zeltdach geklettert, um das Seil an der Kuppel anzubringen. Pukrop brauchte der zierlichen Blondine das rote Spezialtuch nur noch herüber zu reichen. Dann hat alles bestens geklappt. |