Stehende Ovationen für Verwandlungskünstlerin

Stehende Ovationen für Verwandlungskünstlerin

Gelungener Auftakt beim 26. Zeltspektakel: Sissi Perlinger bringt die "Singledämmerung" nach Wendlingen

WENDLINGEN. Comedy und Gesang vom Feinsten mit vielen verschiedenen Kostüme bot Sissi Perlinger dem restlos begeisterten Publikum am Donnerstagabend. Im Rahmen ihrer "Singledämmerungs-Tour" machte die Trägerin des Adolf-Grimme- Preises beim 26. Zeltspektakel halt. In der rund zweistündigen Show wurde den männlichen Zuschauern vor Augen geführt, was sie laut Perlingers Einschätzung gar nicht wissen wollen: Wie die Frau funktioniert.

ANDREAS EHRFELD

Der Abend beginnt gut für das Publikum in der ersten Reihe: Lässt Sissi Perlinger sie doch wissen, dass es im Gegensatz zu anderen Comedyveranstaltungen nicht aktiv ins Programmgeschehen mit einbezogen werde. Dafür musste die erste Reihe aber gleich beim "Probewitz" eine euphorische Reaktion zeigen, um das restliche Publikum anzuheizen. "Der Applaus und ein bisschen auch die Gage sind ja schließlich das Brot des Künstlers." Froh war die Künstlerin über den Umstand, dass sie an diesem Abend nicht "weggezappt" werden könne.

Eine Art Märchenhandlung bildet den Rahmen des Programms. Als Priesterin der Comedy zeigt die Trägerin des deutschen Kleinkunstpreises den Zuschauern, dass hinter jeder Krise auch eine Chance stecken kann. "Eine Krise ist immer eine Transformation, in der man auch zur Heldin werden kann, und später den Drachen tötet", so Perlinger ganz im Rahmen des Märchenkonzepts.

Schluss mit der Romantik: Schwerverliebte und Kiffer

Märchenhaft ist für Perlingers Alter das Ego auf der Bühne, ebenso die erste Nacht mit einem neuen Mann. Danach sei man immer überzeugt, dass er das Beste sei, was einem je passiert ist. Doch schon ist es wieder genug mit der Romantik: Denn schließlich gebe es zwischen Schwerverliebten und Kiffern viele Parallelen. Beide "Gruppen" lägen bis mittags im Bett und verschöben alles auf morgen. Genauso gäben beide viel Geld aus. – Die einen für ihren "Stoff", und Frauen für Parfüm und Enthaarungsmittel.

Die üblichen Klischees über die Rollenverteilung werden von der Künstlerin ebenfalls nicht ausgelassen. Oft bliebe Frauen lediglich, den Männern Honig ums Maul zu schmieren, um an ihr Ziel zu kommen. Dies funktioniere aber nur solange die Frau noch jung sei. Nach dem ersten Bandscheibenvorfall führen die Männer auch bei einer Reifenpanne vorbei und sagten: "Soll die alte Schnepfe doch allein klarkommen."

Frauen ab einem gewissen Alter hätten es besonders schwer noch einen "tollen Typen" abzugreifen. Dies käme dem Versuch gleich, mit einem brennenden Reifen vor einem toten Hund zu stehen und zu sagen: "Spring!" Junge Frauen haben es laut Perlinger etwas leichter, sich einen tollen Typen, in diesem Fall einen Millionär, zu angeln. – Verständlich bei der bescheidenen Forderung: einen Nerz im Schrank, einen Jaguar vor der Tür, einen Hengst im Bett und einen Esel, der das alles zahlt.

Dass gerade die Speiseeisindustrie recht frauenfeindlich ist, wird dem Zuschauer am Donnerstagabend erst so richtig klar: Siehe bei dem Flutschfinger oder dem Nogger, die phallusähnlich seien. Perlinger appellierte deswegen an die Industrie, doch endlich das weibliche Äquivalent auf den Markt zu bringen.

Auch die Jugend von heute gibt der 44-Jährigen Rätsel auf. Früher hätten die Jugendlichen mit ihrer Kleidung noch eine Botschaft präsentiert. Welche Botschaft sich aber hinter der Mode, seine riesigen Turnschuhe nicht zu binden, verbirgt, darüber kann selbst Perlinger nur spekulieren: "Vielleicht: Yo Motherfucker, ich will nicht richtig laufen lernen?"

Am Schluss der Show gab es stehende Ovationen für das abwechslungsreiche Programm, in das auch viele Songs eingebaut waren, die mal an Hip-Hop, mal an Rock erinnerten.

Und auch fürs Auge wurde viel geboten. Die bayerische Künstlerin ließ es sich nicht nehmen, spätestens nach zehn Minuten wieder ihr Kostüm zu wechseln. Diese sind laut Perlinger auch alle selbst gemacht.

Wer das Programm noch nicht gesehen hat, kann das noch nachholen: Erst im nächsten Jahr wird das neue Bühnenprogramm dem Publikum vorgestellt.