Oropax brennt ein Feuerwerk der Komik ab

 

Chaos-Theater setzte mit dem Comedy-Duo Oropax einen klasse Schlusspunkt beim 26. Zeltspektakel

WENDLINGEN. Elf Jahre nach ihrem letzten Auftritt beim Zeltspektakel waren sie wieder da. Und wie! Oropax. Genauso lange im Geschäft wie die Macher des Festivals rissen die Brüder Martins ihr Publikum mit. Von Routine nach rund 250 Auftritten pro Jahr keine Spur. Zu sehen war die reine Spielfreude. Von der ersten bis zur letzten Minute gab die "Molkerei auf der Bounty", so der Name des Programms, eine Lachgarantie für die etwa 600 Zuschauer im Zelt.


ANDREAS EHRFELD

Zunächst sieht man lediglich Volker Martins mit seiner Gitarre auf der Bühne. Das Instrument gibt einen eher schrägen Ton von sich, worauf der Musiker mit einem kleinen Seitenhieb auf den Samstags- Headliner des Zeltspektakels feststellt: "Früher war die Musik gut, doch das ist jetzt schon Ten Years After." Beim Anschließen der Gitarre an den Verstärker dann das nächste Problem: Eine kleine Explosion. Zum Glück kann die Show weitergehen, denn man hat Tontechniker Nug, der sofort die Bühne entert, mitgebracht. Der bekommt das Problem zwar in den Griff, stellt sich aber im "wirklichen Leben" als Lichttechniker vor. Sein Name Helge. Helge Nug.

Mit dem nervigen Trendsport Nordic Walking geht es auf der Bühne weiter. Dieser Sport sei gerade deshalb ein Breitensport, weil es überwiegend Dicke machen. Aus diesem Grund trinkt Thomas auch Spülmittel. Und das macht durchaus Sinn, ist darin doch Fettlöser enthalten. In der H-Milch lauern ungeahnte Gefahren: sie macht dicke Arme, was man sich eigentlich denken könnte. Steht doch "Fettarm" auf der Packung. Die Angst vor Übergewicht ist sowieso groß bei Oropax. Thomas hat Angst zu essen, weil er doch Volkers Bruder bleiben möchte und nicht dessen Vetter werden will.

Neu ist, dass man sich beim Kabarett jetzt auch in den hinteren Reihen "fürchten" muss, in die Show mit einbezogen zu werden. Dieses Mal trifft es eine Dame, deren Name in Vergangenheitsform geschrieben ist "Sah-Bine". Mittels Live-Schaltung der Kamera ist sie auch auf der Leinwand zu sehen. Sabine sieht so gut aus, dass sich Thomas Martins sofort in sie verliebt, da sei ihm auch der Charakter egal.

Traditionell gefährdet ist die erste Reihe. Die Handtasche einer Besucherin wird auf die Bühne geholt und durchsucht. Beim Herausziehen einer Taschentuchpackung spricht Thomas plötzlich ganz langsam. Auf Nachfrage seines Bruders, was denn los sei antwortet er: "Ist doch klar, ich nehm das Tempo raus."

Zeit für einen Superhelden: Der Spiderman ist da. Der verhält sich ganz wie seine filmische Adaption recht weinerlich, denn er scheitert schon an den einfachsten Aufgaben und verfängt sich zudem noch im eigenen Netz. Der Spiderman, im Übrigen früher mal Clown, bis man ihn im Supermarkt erwischt hat, ist also unbrauchbar für das Chaos-Theater. Ein neuer Held muss her. Von vornherein scheidet da nur Kevin Kuranyi nach seinem dubiosen "Rücktritt" aus der Nationalmannschaft aus. Er ist nicht für die Rolle des Helden bestimmt. Ganz in Kissen und Laken gehüllt kehrt der neue Held auf die Bühne zurück und lüftet seine Identität. Es ist der "Bett-Man".

Einleuchtende Dialoge liegen dem Duo am Herzen: "In diesem Buch steht alles, was du tun musst." – "Aber da steht doch gar nichts." – "Du sollst ja auch nichts machen." "Ah, gut, dass du mir das aufgeschrieben hast."

Gelüftet wird auch das Geheimnis um die Herkunft des Tees. Der kommt aus Tralien. Zumindest der Beuteltee. Bei dem gibt es nur ein Problem. Man bekommt davon Blähungen. Vielleicht liegt das aber auch an Thomas Martins, der den Tee einfach zu lange ziehen ließ.

Das Publikum verlangte zu Recht nach Zugaben, bei der die Brüder einige "vergessene" Nummern wie die "Mentos-Nummer" zeigten. Die geht so: Vom Nasenflügel holt sich die eigene Zunge das Bonbon. Mit der Zunge wird der Drops dann wieder ins Nasenloch gesteckt.

Wer das Chaostheater verpasst hat, hat am 20. und 21. Dezember die Chance zur Wiedergutmachung. Dann spielen Oropax im Theaterhaus in Stuttgart.

Chaos pur: Oropax, das sind Thomas und Volker Martins. Keiner ist vor ihnen sicher. Foto: eh