LETZTES ZELTSPEKTAKEL AM SCHäFERHAUSER SEE


Abschied mit Mick Fleetwood

Lichtdesign für Künstler aus aller Welt


26.09.2008

WENDLINGEN/KÖNGEN: Das Technik-Team des Zeltspektakels wagt gerne Neues - Profis gehören zur Familie


 
 
Von Elisabeth Maier

Wendlingen/Köngen (eli) - Wehmütig sieht Hans-Jörg Fritz, der Vorsitzende des Zeltspektakelvereins, dem Festival entgegen. Vom 9. bis 12. Oktober steigt das Spektakel unter der Zirkuskuppel zum letzten Mal am Schäferhauser See. 17 Jahre stand das Zelt jedes Jahr am zweiten Oktober-Wochenende auf dem Festplatz, der bald verkauft werden soll. 2009 steigt das Zeltspektakel auf dem neuen Multifunktionsplatz im Sportpark beim Freibad. "Da kommen ganz neue Herausforderungen auf uns zu", glaubt Fritz.

Mit den Rocklegenden Mick Fleetwood und Ten Years After habe man zum Abschied vom alten Platz "besondere Höhepunkte" bieten wollen. Dass der große Schlagzeuger und Bandgründer am Freitag, 10. Oktober, mit seiner Mick Fleetwood Blues Band und dem Star-Gitarristen Rick Vito nach Wendlingen kommt, ist für Fritz eine "kleine Sensation". Er spiele sonst nur in größeren Städten wie Hannover, Mannheim oder Erfurt. Die Band hat Titel aus der Ära des legendären Fleetwood-Mac-Frontmans Peter Green im Repertoire.

Für die Konzerte der Mick Fleetwood Blues Band (10. Oktober, Preis: 30 Euro, Abendkasse 34 Euro) und der Woodstock-Veteranen Ten Years After (11. Oktober, 22 Euro, Abendkasse 26 Euro) gibt es noch Karten; ebenso für den Auftritt des Chaostheaters Oropax am 12. Oktober (15 Euro, Abendkasse 18 Euro). Für Sissy Perlingers „Singledämmerung“ am 9. Oktober gibt es Restkarten (20 Euro, Abendkasse 24 Euro). Vorverkauf unter anderem beim Wendlinger Buchladen im Langhaus und in Köngen bei der Bücherecke und im Musikcafé Eisele sowie bei der Eßlinger Zeitung, Marktplatz, Tel. 07 11/93 10-230.

www.zeltspektakel.de

Als Veranstaltungstechniker hat Florian Rapp viel Erfahrung. Der Profi lässt es sich seit mehr als 20 Jahren nicht nehmen, das ehrenamtliche Technik-Team des Zeltspektakels Wendlingen-Köngen zu unterstützen. "Und da gibt es selbst für mich immer was Neues", findet Rapp, der seinen Meister in dem Beruf gemacht hat.

Da denkt er an den Varieté-Abend, mit dem das 25. Festival 2007 eröffnet wurde. Im Vorfeld kletterte er mit der Akrobatin auf dem Zirkuskuppeldach herum, um zu prüfen, ob ihr Tuch auch richtig sitzt, an dem sie in luftiger Höhe ihre Kunst zeigt. "Sie wollte selbst mit dabei sein, damit sie bei ihrem Auftritt ein sicheres Gefühl hat." Schließlich gehe es um ihr Leben. Rapp schmunzelt, wenn er daran denkt, dass die Künstlerin den Aufstieg erst mal mit Stöckelschuhen versucht habe. "Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass sie die auszieht."

Mit von der Partie bei der Technik ist auch Achim Bosch, dem das Pegasus-Tonstudio in Kirchheim gemeinsam mit Rapp gehört. Er vermietet dem Festival Tonanlagen, die die Profis verlangen. Das macht er zwar nicht umsonst, aber er steckt viele freiwillige Stunden in das Projekt. Zehn Kilowatt hat die Tonanlage, 60 bis 80 Kilowatt die Beleuchtung. Die Festivalbeleuchtung sponsert die Firma Gierss. Die Stromversorgung habe auf dem Festplatz am Schäferhauser See immer gut geklappt. Rapp hofft, dass das auch 2008 auf dem neuen Platz beim Sportpark so sein wird, auf den das Festival dann umzieht.

Für John Mayall am Mischpult

"Manche Bands bringen ihre Techniker selbst mit, aber bei anderen machen wir das in Eigenregie", sagt Bosch. Er erinnert sich noch gut an die Zusammenarbeit mit den Biermösl Blosn, die von seinem Equipment "schwer beeindruckt" waren. Für den Rockstar John Mayall stand Florian Rapp bei einem Zeltspektakel selbst am Mischpult. Lampenfieber hatte der Profi dabei nicht, aber das sei schon etwas Besonderes gewesen. Wichtig sei, dass die Bands im Vorfeld eine Liste schickten, "damit wir genau wissen, was sie brauchen". Da habe es auch noch nie Probleme gegeben.

Damit das Festival reibungslos über die Bühne geht, arbeiten die Techniker unter professionellen Bedingungen. Michael Pukrop ist zwar hauptberuflich als Materialprüfer einer Firma beschäftigt, die Autoteile herstellt. Inzwischen hat er sich beim Zeltspektakel aber so viel technisches Know-How angeeignet, dass er in seiner Freizeit selbst als Beleuchter jobbt; zum Beispiel auf dem Kirchheimer Rollschuhplatz-Festival. Er lerne selbst bei jedem Zeltspektakel etwas dazu, findet Pukrop. Besonders gefällt ihm die Zusammenarbeit mit den Profis.

Der ehemalige Wendlinger Klaus Graewert, der inzwischen in Berlin lebt und als Lichtdesigner für bekannte Bands arbeitet, war in den vergangenen Jahren bei jedem Festival dabei. Dieses Jahr schafft er es wegen seines dicht gedrängten Terminkalenders nicht. "Wir fühlen uns einfach als Zeltspektakel-Familie", sagt Rapp. Viele nähmen eigens ein paar Tage Urlaub.

Ohne Dekoration geht es nicht

Damit im Zirkuszelt jedes Jahr eine besondere Atmosphäre herrscht, legt das Team großen Wert auf die Dekoration. Die Bankkauffrau Ulrike Seiffert, ebenfalls ein Gründungsmitglied, lässt zurzeit ihrer Kreativität freien Lauf. Bunte Silhouetten von Menschen, moderne Lampen und vieles mehr basteln sie und ihr Lebensgefährte Michael Pukrop zurzeit immer nach Dienstschluss. Damit wird das Café-Zelt geschmückt, in dem sich die Besucher treffen und miteinander ins Gespräch kommen können.

"Die Wochen vor dem Festival sind immer dicht", findet Seiffert. Aber fertig geworden seien sie noch immer. Durch die professionellen Strukturen, die sich eingeschliffen hätten, lasse sich das Arbeitspensum für jeden einzelnen sehr gut bewältigen. Am 3. Oktober wird das Festzelt aufgebaut. "Diesmal wollen wir an einem Tag fertig werden", sagt Michael Pukrop. Deshalb seien weitere Helfer willkommen.